Im Frühling 2011

Das Wetter lädt zu einem Ausritt ein. Seppe und ich machen uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg. Mit dem Rest des Winterfells ist es schon fast zu warm für die Pferde, also schlagen wir den Weg in Richtung Wald ein.
Nach Verlassen des Ortes hält Seppe immer wieder die Nase in den Wind. Er wittert richtig und geht einen Schritt schneller. Ich ahne wen er wahrgenommen hat, und schon wird der Blick frei auf die beiden Pferde meiner Freunde die neben dem Friedhof auf der Weide stehen. Seppe reißt den Kopf hoch und wiehert lauthals. Ein paar Spaziergänger mit Hunden schauen beeindruckt herüber. Die Pferde interessiert es nicht, es kommt keine Antwort, und wir gehen einfach weiter in Richtung Wald. Ausnahmsweise nehmen wir den Weg direkt an der Schweinefarm. Dort gibt es lauter seltsame Geräusche und Seppe reckt den Hals um über Hecke und Zaun neugierig zu sehen, was dort so los ist. Er ist ein bisschen aufgeregt und ich freu mich, dass er sich schnell beruhigt, als ich mit ihm spreche und wir betreten ganz gelassen im gemütlichen Schritt den Wald. Auf dem grünen Mittelstreifen des Weges lasse ich Seppe antraben. Fleißig folgt er dem Weg und reagiert sofort wenn ich das Tempo variiere. Als der Weg bergab führt geht’s im Schritt weiter. Rechts biegen wir in einen breiten, schön weichen Waldweg ein. Hier ist es wunderbar zum traben und wir sind flott unterwegs. Doch dann wird der Boden tief und matschig und bald stehen wir vor einem Rinnsal. Für Seppe ein reißender Fluss, er tänzelt auf der Stelle und sucht nach einem Übergang. Ich rede ihm gut zu und feuere ihn an. Mit einem aufmunternden „Hopp“ traut er sich mit einem kleinen Sprung das Wasser zu überwinden.
Vor Begeisterung geht es dann in einem flockigen Galopp weiter. Der Weg wird steil, sehr steil. So bergauf sind wir noch nie galoppiert. Ich ermuntere mein Pferd, und es ist, als könne er es selbst nicht glauben. Er schnauft den Berg hinauf, hält oben an und schaut sich erstaunt um. Ich falle ihm lobend um den Hals, das hat er ganz prima gemacht.
Weiter geht’s auf kleinen schmalen Waldwegen. Ich lasse Seppel selbst entscheiden. Es geht auf allen Wegen irgendwann nach Hause. Wir landen auf einem schmalen Wildpfad und galoppieren fröhlich über eine Wildwiese mitten im Wald. Danach sind wir im Dickicht unterwegs. Tasten uns vorsichtig über umgestürzte Bäume und im Slalom um Büsche und Bäume. Seppel sucht sich den Weg. Plötzlich sieht es nach einer Sackgasse aus. Hier geht’s nicht weiter. Seppel muss rückwärts zwischen den Bäumen ausparken. Kein Problem. Er reagiert sehr brav auf meine Hilfen und guckt selbst mit, wie das am besten geht.
Dann treffen wir auf einen bekannten Waldweg und legen noch einen kleinen Galopp in Richtung Heimat ein. Mein Pferd greift vergnügt und kraftvoll aus und genießt den weichen Waldboden unter den Füssen. Auf ein leises „Brr“ wird sofort durchpariert und wir biegen auf den Weg nach Hause ab. Vor uns ist in einiger Entfernung ein Reiter unterwegs. Ich beschäftige mein Pferd ein bisschen mit Seitwärts, Halt und Rückwärts auf dem Waldweg um dem fremden Reiter etwas Vorsprung zu geben. Dann reiten wir in größerer Distanz hinterher. Seppe hat überhaupt nicht auf das andere Pferd reagiert.
Als wir aus dem Wald kommen, empfängt uns strahlender Sonnenschein. Auf dem Spazierweg sind viele Leute unterwegs. Eine Frau spricht mich an, ob das Pferd Angst vor den Walking-Stöcken hat. Seppel hatte sie am Waldsaum neugierig beobachtet und ich hatte den Eindruck er macht eine Art Schritt-Wettrennen mit ihr. Von Angst keine Spur. Wir überqueren die Landstraße und reiten durch die grünen Felder, vorbei an blühenden Hecken, nach Hause. Ein Radfahrer überholt uns, eine Frau mit einem Hund kommt uns entgegen und hinter einer Hecke wirft ein Mann das Schnittgut der Vogelhecke und Bäume auf einen Lkw. Seppel schaut sich gelassen alles an und geht am langen Zügel im Schritt vorbei. Die Felder sind herrlich grün, der Blick auf den Taunus ist bei strahlendblauem Himmel wunderschön. Kurz vor dem heimischen Stall werden Nachbars Pony-Stuten noch mit einem lauten Wiehern begrüßt. Der Meister ist wieder zuhause!! Der Stallkollege hat einsam im Auslauf gewartet und begrüßt uns ebenfalls lauthals. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern. Der Frühling ist mit aller Macht gekommen und ich freue mich auf den Sommer und viele lange Ausritte mit meinem wunderbaren Pferd!!