Alltagsgeschichten

Die Pferde haben sich in der Eifel super eingelebt. Der Tagesablauf ist sehr ähnlich wie im Taunus. Es ist aber auch manches einfacher für uns Menschen. Der Offenstall ist quasi eine alte Wagenremise von wo aus die beiden Jungs dauernd Zugang zu einem sehr großen Paddock haben. Christian hat das Paddock sehr groß gemacht, damit sie sich aus dem Weg gehen können und ausreichend Auslauf haben, aber sie verstehen sich prächtig und fressen meistens Seite an Seite. Zuerst haben sie dort ein paar Tage portionsweise abgefressen, inzwischen ist das Gras doch sehr, sehr spärlich. Vom Paddock gibts direkten Zugang zu zwei kleinen Wiesenstücken. Das ist sehr praktisch, dass man sie ins Gras lassen kann, ohne sie über einen Weg zu führen. Zaun auf und los! Zwei weitere Wiesenstücke liegen auch direkt dabei, aber da müssen wir doch führen. Die Wiesen sind von einem Bach durchschnitten. Wir dachten, wir zäunen beim Paddock ein Stück Bach mit ein, vielleicht gehen sie ja ans oder ins Wasser. Aber unser Seppi hat ja eh keinen Vertrag mit fliessenden Gewässern und IJsi hat sich überlegt, dass es ungefährlicher ist, seine Füsse in der Tränkwanne zu waschen als im Bach. Er wirft mehrmals täglich den Bottich um, und hat deshalb auch schon manchmal wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen!! ;-))

Zum Glück trinken sie das Bachwasser, und wir haben schnell immer wieder aufgefüllt. Meine große, feste Tränkwanne (Badewanne) ist noch im Taunus. Bis wir diese umgesiedelt haben, müssen wir wohl oder übel mehrmals täglich das Wasser auffüllen.

 

In der zweiten Woche hat Seppi leider plötzlich vorne rechts gelahmt. Wir haben also gleich den hiesigen Tierarzt kennen gelernt. Erstmal einen finden, bzw. den richtigen aussuchen. Ich hatte zum Glück kompetente Beratung und der TA stellte schnell fest, dass Seppi eine Hufprellung oder Huflederhautentzündung hat. Die Sohle sei viel zu dünn, um ihn damit barfuss laufen zu lassen. Also wurde auch noch schnell ein Schmied hinzu gerufen, und zwei Tage später bekam Seppi vorne Eisen drauf.

Zuerst lief er mit den Eisen immer noch unsicher und ich habe mir viele Sorgen gemacht!

Inzwischen hat er sich aber wohl erholt und geht trittsicher und brav durch das Gelände.

 

 

 

 

August 2012

Das Leben mit den Pferden in der Eifel hat sich wunderbar eingepielt.

Die Arbeit rund um die Pferde ist zu zweit wunderbar zu schaffen. Christian hat immer gute Ideen, wie Arbeitsabläufe noch einfacher werden, und es sind eben auch die entsprechenden Gerätschaften wir Traktor, Freischneider etc. vorhanden. Nach Christians Geburtstag haben wir mit vereinten Kräften und vielen fleissigen Helferlein sage und schreibe 670 kleine Ballen tolles Heu eingefahren. Der Scheunenboden bei den Eltern ist gut gefüllt und das Futter für das kommende Jahr scheint gesichert!

 

Seppi hat eine Reitbeteiligung. Caro hat sozusagen schon auf uns gewartet. Wir hatten uns in den Osterferien mal kennengelernt. Nun kam sie zum reiten und wir haben ein paar Ausflüge zu viert gemacht. IJsi muss mit mir spaziergehenderweise den bergigen Eifelwald ergründen und Caro freundet sich mit Seppi an. Soweit hat das alles gut geklappt. IJsi ist nach einem Spaziergang von einer Dreiviertelstunde allerdings müd und nicht mehr aufnahmefähig. Da merkt man deutlich wo der Spass aufhört und die Kinderarbeit anfängt.

Deshalb war es super, dass Christian uns nach erfolgreicher Heuernte einen alten verlassenen Sportplatz auf einer Waldlichtung gemulcht hat. Dort können wir reiten. Obwohl seit Jahren unbenutzt und verlassen und nur noch von Wildschweinen besucht, ist das Stück einigermassen eben, passend groß und nach dem Mulchen schon ein richtiges kleines Waldstadion.

Dort hat Caro dann Bekanntschaft mit Seppis Dressurtalent gemacht.

Nach ein paar kleinen Tips von mir lief das auch reiterlich wie am Schnürchen. Caro passt von Größe und Figur sehr schön auf Seppi, ich könnte fast ein bisschen neidisch werden. Wir laufen also gemeinsam mehrmals wöchentlich zum Sportplatz und Caro reitet, während das IJsi-Söhnchen sich am Rand fressenderweise erholen darf :-).

 

Obwohl das ganz prima klappt, habe ich doch das Experiment angepackt, alleine mit Seppi weg zu reiten. IJsi kann nicht immer mitkommen, Seppi muss auch mal alleine durchs Gelände reiten und IJsi muss lernen alleine zu bleiben. Beim ersten Mal war das wie so oft ein kurz entschlossenes Ding. Eigentlich hatten wir drüber gesprochen, dass Christian bei Ijsi bleiben sollte. Aber ich glaube, der Kleine macht mehr Aufstand, wenn er Publikum hat. Und so bin ich zunächst auf der Nachbarwiese geritten, wo er mich nur sporadisch durch Hecken sehen kann. Er hat natürlich gewiehert und ist ein bisschen hin und her getrabt. Abe da er nicht panisch wirkte, habe ich mich weiter entfernt und ein angrenzendes Stoppelfeld aufgesucht, wo er mich nicht mehr sehen konnte. Aber ich konnte ihn hören, und irgendwann hörte ich nix mehr!! Sicherheitshalber bin ich zurück geritten. IJsi stand im Stall mit dem Kopf in der Ecke im bereit gelegten Heuhaufen und hat uns nur einen schielenden Seitenblick geschenkt, als wir zurück kamen. Er nutzte die Gunst der Stunde dem dicken Fressmonster das Heu vor der Nase wegzufressen. Während ich Seppi abschliessend noch ein paar Runden im Paddock bewegt habe, hat er uns kleines Blickes gewürdigt. Die coole Socke :-)

Von da an haben wir das weiter geübt und ausgebaut und inzwischen ist es möglich Seppi eine knappe Stunden zum reiten weg zu holen. Wir werden mit lautem Wiehern verabschiedet und begrüßt und in der Zwischenzeit wird gefressen! :-)

 

Caro geht jetzt also auch alleine Reiten. Das ist für mich dann also auch eine wirkliche zeitliche Entlastung und ich bin froh, dass sie so einen Spass an Seppi hat!

 

 

Stoppelfeldgalopp

Rund um das Dorf sind die Felder abgeerntet und man kann wunderbar über die Stoppelfelder reiten. Caro hat am Freitag den Start gemacht und dabei sind tolle Fotos entstanden.

 

Heute war ich dann auch mal dran:


Es war ein kurzer... äh.. schneller.. Ritt .
Bin zum ersten Mal quer durch das Dorf in die ganz andere Richtung geritten. Seppi war etwas erstaunt. Er war alleine, den Jungspund haben wir daheim gelassen. Durch die Straßen, vorbei an Gärten mit Schaukeln und vollen Wäschespinnen hat er sich schon etwas groß gemacht. Dann habe ich den Weg durch die Unterführung auf die andere Seite der Bundesstraße genommen. Das fand er ja mal seeehr merkwürdig. Das ist so ein runder, mit Wellplatten ausgekleideter Tunnel. Zum Glück ist der nur kurz und auf der anderen Seite schien einladend die Sonne auf den Wiesenhang. Seppi ist zügig durch gelaufen, war aber gespannt wie eine Feder. Dann tauchte vor uns ein aussenliegender Bauernhof und dahinter das weite Tal auf. Seppi hat lauthals gewiehert. Könnte ja sein, dass dort auch Pferde im Hof wohnen. Es gibt aber nur Kühe, keine potentiellen Freundinnen.
Als keine Antwort kam, war auch gleich wieder Ruhe und wir sind um den Hof ins Tal geritten. Ich hab festgestellt, dass die Kilometerlange Strecke der Stoppelfelder auch von ganz tollen Wiesenwegen gesäumt ist, so dass wir teilweise auf dem Weg und teilweise auf den Äckern geritten sind. Erstmal nur im Trab. Seppi fühlte sich unter mir an wie ein kleines Bömbchen. Der Hals betonhart und der Kopf hoch, fasziniert von der Weite des unbekannten Tals vor sich. Vor uns sprang ein Reh aus dem Feld und flüchtete in Richtung Wald. Das hat ihn aber zum Glück nicht weiter beeindruckt. Er trabte im schwungvollen Trab weiter und ich spürte wie er immer lockerer wurde und anfing durchzuschwingen. Ich konnte die Vorderbeine vor mir sehen, und den Schub aus der Hinterhand spüren. Das letzte Stück bergauf sind wir dann galoppiert. Seppi konnte eigentlich schon fast nicht mehr und ist auf dem Berg von alleine wieder in den Trab gefallen. Mein Blick fiel in das nächste einladende Tal. Hier könnt ich vermutlich stundenlang auf Wiesenwegen weiter reiten. Wahnsinn!!! Aber ich wollte den Jungspund noch nicht so lange alleine lassen, und ritt wieder in Richtung Dorf zurück. Auf einem ebenen Stoppelfeld haben wir noch ein paar Runden in Trab und Galopp gedreht. Man kann Rundballen auch ganz prima zum Zirkel verkleinern verwenden. Und um den Rundballen herum galoppieren, dann aus dem Zirkel wechseln und im Aussengalopp weiter. Das hat in der Halle noch nicht funktioniert, wohl weil immer wieder gleich ne Wand kam, hier und heute klappte es gut.
Auf dem Rückweg durch das Dorf bin ich bei uns zu Hause vorbei geritten und hab Seppi schon mal gezeigt, wo er zukünftig wohnen wird. Er hat neugierig seinen Pferdehänger in der Einfahrt angeschnuppert und ist völlig unerschrocken ums Haus gelaufen. Vorbei an Schotterhaufen und Bagger. Am langen Zügel sind wir dann zurück zum Stall und wurden brummelnd vom Söhnchen begrüßt. Seppi durfte Duschen und dann zurück in den Offenstall, wo er bei Wärme Mittags auch immer am Liebsten ist.
Ich bin stolz auf mein Pferd, dass in einer ihm fremden Umgebung alleine so cool und neugierig überall mit mir hingeht. 

 

September 2012

Inzwischen sind die Wiesen an unserem Sommerstall bis auf eine runtergefressen. Also kommen die beiden Jungs an meinen freien Tagen auf ein Wiesenstück am Dorfrand, wohin ich mit beiden durch das halbe Dorf laufen muss. An den ersten beiden Tagen haben wir es erstmal zu zweit versucht, Christian und ich. Aber Seppi ist wirklich super, brav und unerschütterlich und nimmt den Kleinen IJsi einfach mit. IJsi muss noch jeden Kanaldeckel und die Mülltonnen und Spielgeräte in den Gärten und Höfen beäugen. Aber er ist doch brav und ich habe kein Problem die beiden gemeinsam durchs Dorf zu führen. Auch Begegnungen mit Traktoren, Quads, Motorrädern und Autos sind bisher ohne Zwischenfälle verlaufen.

Letzte Woche habe ich dann einmal versucht mit einem Umweg über den Berg zur Wiese zu REITEN und IJsi als Handpferd mitlaufen zu lassen. Zum ersten Mal den Handpferdetest ohne doppelten Boden (Christian). Entspannt ist was anderes, aber es hat ohne weitere Zwischenfälle funktioiniert. IJsi ist entweder sehr guckig und beäugt die Welt staunend, oder er langweilt sich, hat den Sinn der Massnahme nicht vor Augen und bleibt stehen oder zwickt in meine und Seppi richtung, versucht den Strick zu kauen, oder Seppis Trensen riemen oder Zügel zu fassen. Ich war vollauf damit beschäftigt sein Verhalten zu maßregeln oder entsprechend zu loben, wenn er mal ein Stück einfach brav nebenher ging. Seppi ist unterdessen ungeührt seinen Weg entlang gestapft. Man hat den Eindruck er erträgt die Zappelei des Kleinen mit einem Augenrollen :-) Aber er hat unendliche Geduld und überträgt Ruhe und Gelassenheit. Das ist eine gute Kombinantion und sicherlich ausbaufähig. Ich finde allerdings, dass diese Ausflüge Ausnahmen sein sollen. IJsi ist zu jung für wirkliche Ausritte. Ein Spaziergang zum Wald und dort fressen, während Seppi auf der Waldlichtung arbeiten muss, das ist okay und für den KLeinen auch schöner als allein im Stall zurück zu bleiben. Trotzdem muss er das manchmal einfach, denn Seppi wird sonst zu dick und unzufrieden. Er braucht schon Arbeit, ist ja im besten Alter!
Ich habe den Reitplatz unseres Schmiedes im Dorf nun mal aufgesucht und es war eine wahre Freude auf einem gut abgezogenen Sandplatz ein bisschen Dressur zu reiten. Das werden wir sicher nun öfters tun, und uns auch um Unterricht bemühen.

21./22.September 2012

Dieses Wochenende haben wir mal die Kamera mit auf die Weide genommen.

Die Ergebnisse sind unter "Bilder September" festgehalten.

Ein paar Bilder sind auch auf IJsbrands Seite zu finden...

 

November 2012

An einem nebligen Sonntag waren Christian und ich mit den Pferden unterwegs im Wald. Wir schlugen uns auf schmalen verwachsenen Rückepfaden bergauf, Christian zu Fuss mit Hund und IJsi und ich ganz faul gemütlich auf Seppe. Der Jungspund ist durch den Wald geklettert wie ein Hirsch... super! Seppi ist durch den Wald gepflügt wie ein Bagger :-) .

Stellenweise war es so neblig, dass wir keine 50 m weit sehen konnten. Eine Stimmung wie in Watte... skuril irgendwie.

Auf dem Heimweg haben erst der Hund und dann der Jungspund etwas gehört oder gewittert. IJsi hat mal lauthals in den Wald gebrüllt, dass er kommt. Als wir um die nächste Biegung kamen, standen wir vor einer Gruppe Wanderreiter mit freilaufendem Hund. Wir haben dann mal umgedreht bis zur nächsten Kreuzung, weil Socki unbedingt den anderen Hund fressen wollte und IJsi beim Anblick der 10 bunten Westernpferdchen ziemlich aus dem Häuschen geraten ist. Ausweichen ging an dem Weg entweder steil in den Wald bergauf oder bergab. Also kehrt und an der Kreuzung warten. Ich hab den Hund übernommen und stand mit Seppi mit dem Heck in Richtung der passierenden Truppe. Seppi hat nicht mal den Hals gedreht, dem war das völlig wurscht. Der Jungspund hat sich voll in die Brust geschmissen und gebrüllt und getänzelt, damit ihn auch alle sehen und genau sehen, dass er der Schönste und Beste im ganzen Wald ist. Er war aber ansprechbar und Christian hat ihn von der Palme schnell wieder runter gekriegt.
Wir sind dann einträchtig und ruhig nach Hause gelaufen. Ich war ganz stolz auf den Seppi. Wenn er beim Reitplatz die anderen Pferde vom Schmied sieht macht er auch mal bissl Getöse, ist aber immer ansprechbar und einfach zum Arbeiten zu überreden. Umso mehr freut mich, dass ihn diese ganze Truppe im Wald so gar nicht interessiert hat.

Dezember 2012

Endlich, endlich, es ist geschafft! Die Pferde wohnen nun bei uns am Haus!

Pünktlich zum Winterbeginn. Hier die Umzugsbilder: